Nachhaltiges Gärtnern

Es wird immer trockener. Das bedeutet wir müssen viel öfter zum Gießen in den Garten fahren als in den letzten Jahren. Die Trockenperioden im Sommer sind in unserer Region länger, treten deutlich früher auf und halten auch im Winter an. Waldbrände im Umland sind an der Tagesordnung. Der Grundwasserspiegel sinkt deutlich und die Durchfeuchtung der Bodenschichten reicht nur wenige Zentimeter in die Tiefe. Das macht sich natürlich auch beim Wasserverbrauch in den Kleingartenanlagen bemerkbar. In vielen Gärten war zu beobachten, dass mehrere alte Obstbäume in den letzten Jahren einfach vertrocknet sind. Sporadische Gartenbesuche reichen für das Gießen dann nicht aus, es muss in der Zukunft ganz anders im Garten gearbeitet werden, denn im Hinblick auf den Klimawandel verändert sich auch das Leben im Garten. Ich würde sagen wir Gärtner in der Stadt sind sogar die ersten die die Auswirkungen zu spüren bekommen. Hier kommen ein paar Tipps:

Boden unser kostbarstes Gut
Er ist die oberste Schicht unseres Planeten und somit die Schnittstelle zwischen Gestein, Luft und Wasser. In diesem ökologischen System leben unzählige Organismen. Ein fruchtbarer Boden im Garten ist wertvoll und wichtig. Er ernährt die Pflanzen und ermöglicht dadurch ein gutes Wachstum. Zudem ist der Boden nur dann in der Lage, Wasser zu speichern. Um die Mikroorganismen im Boden nicht zu schädigen, sollten wir ihn nicht zu tief umgraben. In den tiefer gelegenen Schichten befinden sich diejenigen Lebewesen, die deine Erde fruchtbar machen Ich reichere die Erde in den Beeten im Frühjahr außerdem noch mit etwas Kompost an, um neue Mikroorganismen zuzuführen, der Boden wird fruchtbarer und mit der Zeit auch lockerer, wenn mehr Humus enthalten ist. Lockerer Boden kann mehr Wasser speichern. Sandige Böden, wie unsere Erde hier in Berlin, können kaum Wasser aufnehmen, zudem wäscht das Regen- und Gießwasser viele der Nährstoffe schnell wieder heraus.

Das leidige Thema Unkrautbeseitigung
Nackte Erde ist keine gute Erde, denn sie trocknet zu schnell aus und bietet kaum Lebensraum für Mikroorganismen und kann weniger Wasser aufnehmen. Um Feuchtigkeit im Boden zu halten, sollte er immer bedeckt sein. Im Staudenbeet oder unter Sträuchern und Bäumen dient z. B. eine Aussaat mit bienenfreundlichen Wildblumen als Lückenfüller. Gründüngung kann im Gemüsebeet nützlich sein.

Mulchen
Im Gemüsegarten hält eine dicke Mulchschicht die Feuchtigkeit im Boden und setzt zusätzlich während der Verrottung Nährstoffe frei. Um zusätzlich Feuchtigkeit zu speichern, kannst du Rasenschnitt oder anderes zerkleinertes organisches Material auf die Erde geben. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass nicht zu viele Samen in die Erde gelangen, weil sonst dein Beet noch zusätzlich erblüht. Hervorragend eignet sich Rasenschnitt oder gehäckseltes Holz von Obstbäumen oder Sträuchern. Besser als Rindenmulch ist Mulch vom Elefantengras (Miscanthus giganteus) das seit einer Weile im Handel erhältlich ist. Rindenmulch ist nicht für Gemüse geeignet.

Vorteile

  • Der Boden bleibt lockerer
  • Unkräuter kommen seltener auf und wenn, dann lassen sie sich leichter jäten
  • Schutz vor Erosion
  • Nährstoffe werden weniger ausgeschwemmt
  • Mikroorganismen und Bodenlebewesen sind geschützt
  • Mulchschicht setzt zusätzlich während der Verrottung Nährstoffe frei

Doch Mulchen ist nicht immer sinnvoll
Wärmeliebende Pflanzen wie mediterrane Kräuter mulcht man am besten gar nicht. Und für im Boden lebende Insekten wie Erdbienen oder Hummeln soll man versuchen auch immer eine freie Fläche zu belassen. So finden diese Tiere ein Zuhause.

Regentonnen richtig installieren
Solltest du es nicht schon getan haben, solltest du im Garten Regentonnen installieren, die rund um die Gartenlaube das Regenwasser auffangen. Du kannst die Tonnen auch untereinander verbinden um keinen Tropfen Wasser zu verschwenden. Wenn die Tonnen voll sind laufen sie über und wertvolles Gießwasser geht verloren, es deshalb gut eine leere Überlauftonne in Peto zu haben. Achte darauf das deine Tonnen Deckel haben oder eine Ausstiegsmöglichkeit für Tiere. Denn auch die Wildtiere haben Durst im Sommer und würden in den Tonnen ertrinken.

Brauchwasser nutzen
Brauchwasser im Garten kann auch aufgefangen und zum Gießen benutzt werden. Benutze dafür z.B. kompostierbares, tensidfreies Spülmittel. Außerdem kannst du Wasser vom Gemüsewaschen auffangen und ebenfalls zum Gießen benutzen. Um dennoch im Garten zu baden aber kein Wasser zu verschwenden haben wir uns eine alte Zinkbadewanne besorgt.
Wir baden darin um uns nach der Gartenarbeit abzukühlen (ohne Zusätze) und gießen anschließend damit die Pflänzchen.

Erde regelmäßig Auflockern
Um Wasser zu sparen und die Feuchtigkeit im Beet zu halten, solltest du die Erde um die Pflanzen regelmäßig auflockern. Dadurch vergrößert sich die Oberfläche, die Feuchtigkeit kann besser aufgenommen werden und tiefer ins Erdreich eindringen.

Pflanzen erziehen
Gießt du jeden Tag ein wenig, bleiben die Pflanzenwurzeln flach unter der Bodenoberfläche, da sie dort am meisten Feuchtigkeit finden. So weit oben allerdings sind sie sehr anfällig für schnelles Austrocknen. Besser wäre, die Pflanze bildete ihre Wurzeln in die Tiefe aus. Die gute Nachricht: Du kannst sie dazu „erziehen“! Wähle die Gießabstände etwas größer und wässere dafür ausgiebig. So fördert man das Wachstum der Wurzeln in die tieferen Bereiche des Bodens. Du kannst nach dem Gießen mit dem Finger in der Erde nachfühlen, ob auch die tieferen Bodenschichten feucht geworden sind.

Obstbäume richtig gießen
Du solltest um die Bäume einen Bewässerungsring anlegen, der möglichst frei von Rasen und Unkraut gehalten werden muss. Steine oder alte Dachziegel helfen das Rasenwachstum zu stoppen. Wächst der Rasen bis an den Baumstamm saugt er das kostbare Nass auf bevor es zu den Wurzeln des baumes gelangt.

Gießzeitpunkt richtig wählen
Um die Verdunstung so gering wie möglich zu halten sollte möglichst am frühen Morgen oder späten Abend gesprengt werden.
Wenn es doch nötig ist in der Tagesmitte zu gießen, dann am besten mit der Gießkanne oder seichtem Strahl direkt an die Wurzel.

Flächen richtig nutzen
Es gibt immer Flächen im Garten die so gut wie keinen Schatten bekommen und immer trocken bleiben werden. Da kann man so viel gießen wie man will, es wird dort kaum Gemüse wachsen. Um dennoch einen Nutzen aus diesen Flächen zu ziehen können wir z. B. Nützlingswiesen anlegen um Futter für die Vielzahl an Insekten wie Wildbienen und Tagfalter bereit zu stellen. Es sieht wunderbar aus und es summt und brummt zusätzlich viel mehr. Wildkräuter und Blumen kommen meist mit viel weniger Wasser aus und viele heimische Arten sind auch an Trockenperioden gewöhnt.

Nachhaltig gärtnern, was ist damit gemeint?
Zum nachhaltigen Gärtnern brauchst du eigentlich nicht viel, denn das meiste stellt dir die Natur schon zur Verfügung. Ziel ist es, mit der Natur im Einklang zu leben und nicht gegen sie zu arbeiten. Nachhaltigkeit bedeutet, Ressourcen und die Umwelt zu schonen, also eine ökologische Balance zwischen Einsatz und Ertrag zu finden. Letztlich geht es um ein friedliches Miteinander, sodass es sich auf längere Zeit positiv auf alle Bereiche des Lebens auswirken kann. Genau das wollen wir im Kleingarten ja erreichen. Wir wollen der Natur ein Stückchen Land abtrotzen, es beackern und dafür reich beschenkt werden. Und auch nicht zu verachten: nachhaltiges Gärtnern spart zudem Geld.

Ein Beitrag von Janine Sommer, LKV Alte Baumschule e. V., Parz. 87